In den entlegensten Winkeln der Anden-Folklore gilt die Figur des Riesen seit Jahrhunderten als Symbol uralter Macht und Mysterium. Doch kaum eine Geschichte ist so faszinierend wie die vom angeblich „letzten einheimischen Riesen Perus“, einer Figur, die lokalen Legenden und fragmentarischen Aufzeichnungen zufolge bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts lebte. Ihren Höhepunkt erreichte diese Geschichte 1917, als ein außergewöhnliches Ereignis im Norden des Landes die Aufmerksamkeit von Forschern, Missionaren und Wissenschaftlern erregte: das öffentliche Erscheinen eines Menschen von kolossaler Größe, dessen körperliche Merkmale sich jeder herkömmlichen Erklärung entzogen.
Zeitgenössischen Zeitungsberichten zufolge wurde in einer kleinen Gemeinde nahe Piura ein über 2,3 Meter großer Mann mehrere Wochen lang als „lebendes Wunder“ ausgestellt. Zeugen sprachen von einem unproportionalen Körper, gigantischen Gliedmaßen und einer tiefen Stimme, die durch die Berge zu hallen schien. Er erhielt den Spitznamen „der letzte Riese“ und entwickelte sich schnell zu einer Attraktion, die sowohl Angst als auch Faszination auslöste.
Diese Figur beeindruckte nicht nur durch ihre Statur, sondern auch durch ihr zurückhaltendes Auftreten und ihre ausgeprägt traditionellen indigenen Gesichtszüge. Einige Einheimische behaupteten, er stamme aus einer alten Linie riesiger Männer, die das peruanische Hochland lange vor der Ankunft der Inka bewohnten. Andere brachten ihn mit präkolumbischen Mythen in Verbindung, die die „Huaricanga“ oder „Nichtjuden“ als kolossale Wesen beschrieben, die aufgrund ihrer Arroganz und unkontrollierbaren Stärke von den Göttern ausgerottet wurden.
Obwohl seine Existenz in einigen Regionalzeitungen der Zeit, wie etwa El Norte Ilustrado und La Voz de Piura , dokumentiert wurde, sind keine verifizierten Fotos oder anderen Materialien erhalten, die dieser Person zugeschrieben werden können. In den letzten Jahrzehnten haben Archäologen jedoch ungewöhnlich große Skelettreste in prähispanischen Grabstätten an der Nordküste Perus ausgegraben, was die Debatte über die mögliche Existenz von Individuen außergewöhnlicher Größe in der Antike neu entfacht hat.
Manche Forscher vermuten, dass es sich bei dem „Riesen von 1917“ schlicht um einen Mann mit Akromegalie – einer seltenen hormonellen Erkrankung, die zu abnormalem Wachstum führt – handelte, der damals in der Zirkusszene ausgebeutet wurde. Die Übereinstimmung seines Auftretens mit langjährigen mündlichen Überlieferungen und ungewöhnlichen archäologischen Funden deutet jedoch darauf hin, dass die Geschichte komplexer sein könnte, als es den Anschein macht.
Heute lebt das Mysterium in den Bergen Nordperus weiter. Ältere Menschen, die sich noch an die Geschichten ihrer Großeltern erinnern, bestehen darauf, dass dieser Mann weder ein Trick noch eine Erfindung war, sondern das letzte Überbleibsel einer mächtigen Familie, die still und leise verschwand. So bleibt der Mythos des einheimischen peruanischen Riesen eine Schnittstelle zwischen Geschichte, Legende und Wissenschaft und wartet darauf, dass jemand alles zusammenfügt und die Wahrheit enthüllt, die unter Jahrhunderten von Erde und Vergessen begraben liegt.