Vor mehr als 500 Jahren wurde ein junges Mädchen als Teil der Inka-Kultur im Anden-Massiv nahe dem Vulkan Ampato geopfert und beerdigt. Seit der Entdeckung ihrer hervorragend konservierten, eingefrorenen Überreste im Jahr 1995 ist sie unter verschiedenen Namen bekannt – „Eismädchen“, Juanita und Dame von Ampato. Doch wer sie wirklich war, blieb lange Zeit ein Geheimnis. Nun haben schwedische Künstler und Wissenschaftler das Gesicht von Juanita erstmals mit Hilfe einer beeindruckenden 3D-Rekonstruktion zum Leben erweckt.
Das Team um den schwedischen Künstler Oscar Nilsson, zusammen mit Forschern des Andenforschungszentrums der Universität Warschau und der Universität Santa María in Peru, arbeitete monatelang an der Rekonstruktion des Gesichts von Juanita. Am 24. Oktober 2023 wurde die Rekonstruktion in einer Ausstellung im Anden-Heiligtum-Museum in Peru vorgestellt. Die Ausstellung mit dem Titel „Capacocha, nach den Göttern der Inka“ umfasst neueste Forschungen zu Juanita und ihrem Leben sowie Entdeckungen von anderen Inka-Mumien, die entlang der Gipfel der peruanischen Anden gefunden wurden.

Juanita wurde als Opfergabe im Rahmen der „Capacocha“-Rituale der Inka-Kultur geopfert. Diese Rituale beinhalteten die Opferung von jungen, gesunden Menschen, die als „Auserwählte“ galten, um die Götter zu besänftigen und Wohlstand für das Volk zu erbitten. Juanita war ungefähr 14 Jahre alt, als sie zu Tode gebracht und auf dem Gipfel des Vulkans Ampato in den Anden begraben wurde. Ihre gut erhaltenen Überreste wurden 1995 zufällig entdeckt, als der Schmelzwasser des Gletschers das Eis in der Region auftaut.

Die 3D-Rekonstruktion von Juanitas Gesicht stellt einen wichtigen Schritt in der Archäologie dar. Sie ermöglicht es den Wissenschaftlern, ein klareres Bild von ihrem Aussehen zu bekommen, basierend auf den erhaltenen Knochen und den neuesten Analysemethoden. Die Rekonstruktion zeigt eine junge Frau mit markanten Gesichtszügen und einer sanften Ausstrahlung, die die Menschlichkeit dieses alten Opfers betont. Dieser wissenschaftliche Fortschritt bringt uns nicht nur näher an das physische Erscheinungsbild von Juanita, sondern auch an die kulturellen Praktiken der Inka-Zivilisation.
Das Bild von Juanita, das nun zum Leben erweckt wurde, wirft neue Fragen auf, wie die Inka-Kultur solche Rituale durchführte und wie die Gesellschaft der Inka den Tod und die Opfergaben betrachtete. Die Ausstellung und die Forschungen bieten nicht nur einen Einblick in das Leben von Juanita, sondern auch in die religiösen und sozialen Strukturen der Inka, die eine der größten und fortschrittlichsten Zivilisationen der präkolumbianischen Welt war.
Mit der Rekonstruktion von Juanitas Gesicht und den begleitenden Ausstellungen bekommen wir eine einzigartig persönliche Verbindung zu einer fernen Vergangenheit, die in den eisigen Höhen der Anden verborgen war. Es ist ein kraftvolles Zeugnis für das kulturelle Erbe der Inka und die tiefe spirituelle Bedeutung von Ritualen, die Jahrhunderte später immer noch auf faszinierende Weise ans Licht kommen.
Zusammenfassend bietet die Ausstellung „Capacocha, nach den Göttern der Inka“ im Anden-Heiligtum-Museum nicht nur eine atemberaubende Rekonstruktion von Juanita, sondern auch einen tiefen Einblick in die religiösen und kulturellen Praktiken der Inka, die in dieser einzigartigen archäologischen Entdeckung und 3D-Technologie lebendig werden.